Jörg Wilms ist freiberuflicher Regisseur und Schauspieler. Er leitet 18 unterschiedliche Theatergruppen im Ruhrgebiet, wie z.B. an der Kulturwerkstatt in Bottrop, der Jugendkunstschule in Gladbeck, der Lebenshilfe e.V. in Oberhausen oder auch private Gruppen in Kettwig und Gelsenkirchen.
Er hat sich vor allem auf Jugendtheatergruppen spezialisiert, leitet aber auch Kinder-, Erwachsenen- sowie Seniorentheatergruppen und ebenfalls 2 integrative Gruppen mit Menschen, die eine Behinderung aufweisen.
Seine Stücke umfassen ein breites Themen-Spektrum, wie Dramen/Melodramen, Komödien in den unterschiedlichsten Formen, Klassiker, Musical, Horror, Krimi, Thriller, Mystery, modernes Theater, etc. Ganz neu in seinem Repertoire ist eine Theatersoap, deren Folgen alle 2 Monate in Fortsetzungen gezeigt werden und immer mit einem „Cliffhanger“ enden. Darüber hinaus gibt er u.a. Schauspielunterricht und Stimm- und Sprechtraining an Schulen.

 

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LEUTE (Ende 2009)

Schon in früher Kindheit begann seine Leidenschaft fürs Rollenspiel. Seine dreieinhalbjährige Aausbildung absolvierte Jörg Wilms an der Bochumer Schauspielschule. Anschließend folgte eine Festanstellung an der GAT. 1999 entschied er sich gegen den sicheren Arbeitsplatz für mehr Freiheit und machte sich selbstständig.  
„Ich habe in fünfzehn Inszenierungen selbst geschauspielert. Am liebsten hätte ich mein eigenes Theater oder Theatencafe für Kleinkunst.“ Seit 1997 ist er Dozent der Kulturwerkstatt mit inzwischen neun Theatergruppen. „Ich liebe es Premieren zu haben und den Applaus, der meine Arbeit belohnt. Am meisten gefällt es mir zu sehen wie sich ein Stück entwickelt und sich die Menschen mit ihm verändern. Ich versuche für eine Rolle alles aus einem Menschen herauszuholen.“ Als gebürtiger Bochumer beschreibt er das Besondere am Ruhrgebiet folgendermaßen: „Im Ruhrgebiet hat sich vieles verändert. Aus dem Ruhrgebiet ist das Kulturgebiet geworden. Vor einigen Jahren bin ich nach Essen gezogen. In Essen finde ich besonders die Zeche Zollverein sehr interessant. Essens Entwicklung betrachte ich mit Spannung.“  
„lch liebe noch immer die Filmdreharbeit, als Alternative zum Theater. Ich könnte stundenlang bei Dreharbeiten dabei sein. Im Moment arbeite ich mit der Theatergruppe „Just do it“ an einer Filmfassung des Stückes „Feuer!frei“ zur Kulturhauptstadt 2010.“

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Kurzinterview (Programm Kulturwerkstatt 2. Halbjahr 2006)

Seit wann bist du bei der Kulturwerkstatt? 
Seit Februar 1997.
Was hast du vorher gemacht?
Ich war jahrelang als Schauspieler tätig. Seit 1991 auch als Regisseur.
Wie bereitest du dich vor?
Ich lasse mich durch Bücher und Filme inspirieren und schreibe viele meiner Stücke selbst. Und ich bereite intensiv die Warming-Up-Phasen für meine 18 Theatergruppen vor.
Was macht dir selbst am meisten Spaß?
Reisen.
Womit beschäftigst du dich, wenn du nicht in der Kulturwerkstatt bist?
Freundschaften pflegen,Lesen, ins Kino gehen und mich beruflich um meine Theatergruppen in anderen Städten kümmern.
Dein Berufswunsch als Kind war?
Hauptkommissar bei der Mordkommission.
Worüber kannst du lachen?
Über gute Filmkomödien.
Was magst du gar nicht?
Intoleranz und Kriege!
Du bist Schauspieler und Regisseur und hast ein großes Theaterwissen. Gibt es auch etwas, was du nicht so gut kannst?
Ja, handwerkliche Tätigkeiten.
Welches Theaterstück hat dich am meisten beeindruckt?
Das Musical „Tanz der Vampire“ in Wien.
Dein Lieblingsfilm ist?
„Extremities“.
Hast du ein Vorbild unter den bekannten (lebend oder toten) Regisseuren oder Schauspielern?
Schauspieler: Paul Newman und Johnny Depp Schauspielerinnen: Farrah Fawcett und Meryl Streep Regisseure: Tim Burton und Francis Ford Coppola Hast du Kinder? Nein.
Hast du ein (oder mehrere) Haustier(e)?
Ja, einen Kater namens Belial.
Was würdest du dir wünschen, wenn du drei Wünsche frei hättest?
1. Ewige Gesundheit und ein langes Leben. 2. Privat: Im Alter ein Häuschen im Süden oder auf einer Insel. 3. Beruflich: Ein eigenes Theater.

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Der Traum vom Theatercafe (RuhrNachrichten 18.02.2006)

Der freiberufliche Regisseur Jörg Wilms leitet neun Theatergruppen in Bottrop


„Jörg ist der totale Perfektionist und bringt es fertig, uns immer wieder zu motivieren“, bescheinigen ihm seine Schauspielschüler. Vor neun Jahren wechselte Jörg Wilms endgültig von der Bühne auf den Regiestuhl. Nach Abschluss der Schauspielschule in Bochum spielte er viele Statistenrollen an unterschiedlichen Theatern und war mit zahlreichen freien Theatergruppen unterwegs. „Damit ließ sich aber nicht das große Geld machen“, gibt Jörg Wilms heute zu. „Deshalb habe ich mich als zweites Standbein in Hamburg in Regiearbeit ausbilden lassen.“
 
Mittlerweile gefällt es ihm als Drahtzieher hinter der Bühne viel besser. Durch Zufall lernte er 1997 auf einem Theaterfestival Andreas Kind von der Bottroper Kulturwerkstatt kennen, der ihm kurz darauf anbot, eine Jugendtheatergruppe ins Leben zu rufen. Aus dieser Gruppe sind mittlerweile 18 in ganz NRW geworden, davon allein neun in Bottrop. Die Gruppen proben meist nachmittags, dazu kommen aber oft Projekte, die vormittags in Schulen stattfinden oder Intensivproben an Wochenenden vor Premieren. Fast die kompletten nächsten zwei Jahre sind schon verplant. Da er keinen Führerschein besitzt, ist Jörg Wilms mit Bus und Bahn unterwegs und immer erst spät abends zu Hause in Essen.  

Fürs Private bleibt da wenig Zeit. „Meine Freundin Angela hat sich mit meinem Beruf arrangiert“, erzählt Wilms erleichtert. „Oft ist sie auch am Wochenende mit dabei und hilft beim Schminken.“ Dabei hat der Regisseur viele Hobbies. Er besitzt über 6000 Videofilme und DVDs und bezeichnet sich selbst als richtigen Filmfreak. „Ich könnte bestimmt jedes Filmquiz gewinnen“, grinst er. Außerdem fährt er leidenschaftlich gern in den Süden und macht dort haufenweise Landschaftsaufnahmen. „Gemalt und Geschichten geschrieben habe ich auch schon mal“, zählt er weitere künstlerische Talente auf. „Dafür kann ich aber kein einziges Instrument spielen.“  

Das Ergebnis vieler Proben am Ende auf der Bühne zu sehen und das Lob der Zuschauer und Aktiven zu bekommen, gefällt ihm am meisten an seiner Arbeit. Mit kleinen Kindern ist es ihm mit der Zeit zu anstrengend geworden, weshalb er Jugendliche und Erwachsene vorzieht. Neben einer Wohnung in einem Leuchtturm wäre ein Theatercafe der größte Traum von Jörg Wilms. „Da könnten dann alle tollen Leute, die ich im Laufe der Jahre kennen gelernt habe, auf einer kleinen Bühne auftreten“, philosophiert er. „Aber dazu müsste ich wohl im Lotto gewinnen, denn die finanziellen Mittel dazu fehlen.“  

Bis dahin wird Jörg Wilms weiterhin fleißig mit seinen Gruppen trainieren, denn allein in diesem Jahr stehen sieben Premieren an. (jek)

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Schauspielerei ist gut fürs Selbstbewusstsein (WAZ 31.05.2005)

Jörg Wilms probt mit neun Gruppen der Kulturwerkstatt

18 Schauspielgruppen in Nordrhein-Westfalen – davon neun in der Bottroper Kulturwerkstatt – arbeiten unter seiner Leitung: Jörg Wilms, Regisseur und Schauspieler, findet selten Zeit für eine Verschnaufpause. Als „hartes Brot“ bezeichnet der Künstler aus Bochum-Langendreer die Schauspielkunst.

Selbstbewusstsein, bewusstes Sprechen und Durchhaltevermögen seien Fertigkeiten, die man aus einem Schauspielkurs mitnehmen könne und die wahrscheinlich manchen über den Beruf des Schauspielers nachdenken ließen. Selbstbewusstsein musste er früh beweisen: Seine Eltern hätten ihn lieber als Bankier gesehen und verstanden zunächst die Begeisterung ihres Sohnes nicht. Trotzdem studierte er an der Schauspielschule Bochum. Diese Ausbildung zeigte ihm, dass nicht nur Talent, sondern auch die Bereitschaft, Zeit zu investieren, entscheidend für den Erfolg war. Nach dem Studium machte er sich selbstständig und arbeitet seit 1997 mit der Kulturwerkstatt zusammen. Er freut sich über die Erfolge, die er mit seinen Schauspielgruppen verbuchen konnte, erinnert aber daran, dass der Weg dahin nicht einfach war: Als Regisseur fiel ihm früh auf, wie schwer es sein kann, die Schüler gleichzeitig zu motivieren und dennoch eine gewisse Strenge zu wahren.  

Auch wenn er seine Arbeit liebt, wünscht sich Jörg Wilms größere Freiheiten bei der Organisation seiner Kurse, da er stets an das Programm der Kulturwerkstatt bzw. die Termine seiner übrigen Arbeitsplätze gebunden sei. So muss er sich zeitweise allein in Bottrop auf fünf Aufführungen parallel vorbereiten, hat aber während der Sommerferien eine lange Ruhephase, in der er kaum aktiv ist. Ein eigenes Theater ist sein großer Traum, obwohl er weiß, dass dieser wohl unerfüllt bleiben wird. Allerdings sieht er auch positive Seiten an seiner Situation: in den Ruhezeiten hat er zumindest genug Zeit, mal wieder mit seiner Freundin ins Kino zu gehen, zu malen oder selbst Zuschauer im Theater zu sein. (Henning Felderhoff)